“Fun-Fact: Faultiere brauchen einen Monat um eine Mahlzeit zu verdauen und sie bewegen sich so langsam, dass Algen auf ihnen wachsen!”1 Lachend betrachten wir ein Faultier, dass Samer, ein Gruppenmitglied, in den Baumkronen entdeckt hat und über das er jetzt sein Wissen zum Besten gibt.

“Jetzt weiß Vicky gleich wieder irgendwas schlaues, das in Verbindung zum Faultier steht“ mutmaßt ein Reisegefährte. “Ihr kennt mich schon zu gut!” erwidert Vicky augenzwinkernd. “Ja, tatsächlich erinnert mich das an einen Megatrugschluss. Ist sogar schon im Namen FAULtier enthalten.”

Sie sieht uns erwartungsvoll an. “Menschen sind auch faul. Deshalb gibt’s Fertig-Pizza und Staubsaugerroboter”, stellt jemand trocken fest.

“True, obwohl ich eher auf ‘denkfaul’ anspielen wollte. Ich möchte euch ein Verständnis mit auf den Weg geben, warum Menschen zu Generalisierungen neigen. Tatsächlich ist unser Gehirn nicht nur eine Dramaqueen, sondern auch gerne mal ein bisschen träge und faul. Wir stecken unsere Umwelt in Kategorien (Gender, Ethnie, Alter, Religion, Beruf etc.), weil es die Welt viel einfacher macht. Und weil Gruppenzugehörigkeit Identitätsstiftend ist. Das Ding ist, wenn wir ein mal eine Kategorie erstellt haben, Menschen dort hinein gesteckt haben, dann nehmen wir Infos die dieser Schublade widersprechen weniger ernst. Reflektiertes Denken kostet nämlich Energie, und wir Menschen neigen dazu “denkfaul” zu sein was den Begriff “cognitive misers” geprägt hat.2 Dazu kommt, dass unser Gehirn viel lieber auf Dinge zurückgreift, die schon verfügbar sind.3

Die Gefahr bei Kategorisierungen ist also, dass sie schwer wieder veränderbar und dabei auch noch sehr anfällig für Vorurteile, Stereotype und Diskriminierungsprozesse sind. Außerdem ist dieser Prozess vielen Menschen nicht bewusst. Kritisches Hinterfragen muss willentlich aktiviert werden, das geht nicht mal eben so, und damit wären wir wieder bei unserem Gehirn und seinem Faible fürs Energiesparen.

Also meine lieben Freunde: Hier ein paar tools, die euch helfen daraus auszubrechen immer in den gleichen Mustern zu denken:

  • Nicht nur die (sozialen) Ungleichheiten zwischen Kategorien aufdecken, sondern auch die Unterschiedlichkeiten innerhalb Kategorien und die Gleichheit zwischen Kategorien betrachten.
  • Der “Mehrheitsbegriff”: Die Mehrheit bedeutet einfach nur mehr als die Hälfte. Fragt nach, ob 51%, 99% oder etwas dazwischen gemeint ist.

Hier gehts zum vorherigen Teil und zum nachfolgenden Teil (ab 28.02.22 online) der Geschichte.

Quellen:

1 https://www.animalsaroundtheglobe.com/de/tiere-des-amazonas/

2 Allport, G. W. (1954). The nature of prejudice. Oxford, England: Addison-Wesley.

3 Aronson, E., Akert, R. M., & Wilson, T. D. (2010). Sozialpsychologie. Pearson Deutschland GmbH.

Kahneman, D. (2012). Schnelles Denken, langsames Denken. Siedler Verlag.

Rosling H, Rosling O, Rosling Rönnlund A. Factfulness: Ten Reasons We’re Wrong about the World ‐ and Why Things are Better than You Think. London, UK: Hodder Stoughton; 2018.

The Generalization Instinct

Titelbild: „Pereza de tres dedos [Sloth] (Bradypus variegatus flaccidus) (♂) en un Yagrumo (Cecropia peltata)“ by barloventomagico (lizensiert unter CC BY-NC-ND 2.0)

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