PD_5_File_001Zhamilya Zhukenova kommt aus Kasachstan, studiert Tourismus an der Fachhochschule Salzburg und ist Stipendiatin des Afro-Asiatischen Instituts Salzburg. In ihrer Masterarbeit beschäftigt sie sich mit der nachhaltigen Entwicklung von touristisch wenig erschlossenen Reisezielen. In ihrer Freizeit bereist Zhamilya fremde Länder, geht wandern in den Bergen und interessiert sich für die Fotografie.

 

Nachhaltigkeit

Kaum ein Begriff hat sich in den letzten 30 Jahren so stark entwickelt und an Popularität gewonnen wie der Begriff ‚Nachhaltigkeit‘. Aber was bedeutet ‚Nachhaltigkeit‘ eigentlich? Die Grundidee von Nachhaltigkeit besagt, dass zukünftige Generationen die gleichen Chancen und Ressourcen für ihr Leben haben sollen wie gegenwärtig lebende. Das Konzept fördert somit die Gerechtigkeit innerhalb und zwischen den Generationen. Die drei Säulen der Nachhaltigkeit beziehen sich auf die ökologische, soziale und ökonomische Ebene. Anders ausgedrückt: Die Menschen müssen schon heute nach einer gerechten Verteilung des Wohlstandes streben, damit die Menschen von morgen dieselben ökologischen (erneuerbaren und nicht erneuerbaren), wirtschaftlichen (Wohlstand) und sozialen (Gleichheit, Menschenrechte) Ressourcen zur Verfügung haben. Nachhaltigkeit hat also nicht nur mit wirtschaftlicher Stabilität oder Umweltschutz zu tun, sondern ist ein sehr komplexes Thema.

Tourismus und Nachhaltigkeit

Der Tourismus gilt weltweit als wichtiger Wirtschaftsfaktor, der zu Wachstum und Beschäftigung beiträgt. Im Jahr 2014 haben sich weltweit mehr als eine Milliarde Menschen auf eine touristische Reise ins Ausland begeben. Die Zahl der AuslandstouristInnen ist seit 1950 um das Vierzigfache gestiegen. Der Tourismus trägt direkt und indirekt zur Wertschöpfung in einer Region bei und kann den Lebensstandard der lokalen Bevölkerung steigern. Auf der anderen Seite birgt der Tourismus auch viele Gefahren für Natur und Umwelt in sich. Für den Bau einer Skipiste werden Wälder gerodet, Flüsse umgeleitet und der natürliche Lebensraum von Tieren gefährdet. Besonders betroffen sind oftmals indigene Völker, deren Lebensgrundlage durch die touristische Erschließung von neuen Urlaubszielen zerstört wird. Der Anteil des weltweiten Tourismus an den Treibhausgasemissionen beträgt ca. 9 Prozent. Es gibt aber auch Schätzungen, die von höheren Werten ausgehen.

Als Alternative zum Massentourismus entstand das Konzept des sanften oder nachhaltigen Tourismus. Die wesentlichen Anliegen dieses Leitbilds sind der Umwelt- und Naturschutz sowie die Erhaltung der Kultur und Lebensweise der lokalen Bevölkerung. Im Mittelpunkt steht das intensive, authentische und respektvolle Erleben des Reiseziels. Die wirtschaftliche Wertschöpfung des nachhaltigen Tourismus soll der lokalen Bevölkerung zu Gute kommen und für die Beseitigung von entstandenen Schäden eingesetzt werden. Auch wenn der Begriff des ‚Nachhaltigen Tourismus‘ oftmals fälschlicherweise und nur für reine Marketingzwecke verwendet wird, hat er durchaus eine Diskussion und ein Umdenken auf beiden Seiten ausgelöst.

Welche Aspekte sind besonders wichtig um Tourismus nachhaltig zu gestalten?

Es ist wichtig, dass sowohl Gastgeber als auch Reisende sich über die Bedeutung des Begriffes im Klaren sind. Aus Sicht des Reiseziels sollen und müssen GeschäftsführerInnen die Tragfähigkeit der Sehenswürdigkeiten und die Belastbarkeit lokaler Gemeinschaften bedenken. Es gibt auch weitere Mittel die man anwenden kann, um die Touristenströme zu regulieren und gleichzeitig neue Sehenswürdigkeiten zu bewerben.

TouristInnen selbst können auch wohlüberlegte Entscheidungen für ihre Reisen treffen. Diese Entscheidungen betreffen die Auswahl des Reiseziels, Transportmittel und die Dienstleistungen, die in Anspruch genommen werden. Manche versuchen zum Beispiel so wenig wie möglich innerhalb des Reiselandes zu fliegen, und andere verzichten auf Kreuzfahrten, da diese nicht nachhaltig sein können wenn mehr TouristInnen als Ortsansässige auf schottischen Inseln oder in den norwegischen Fjords sind. Außerdem kann ein Aufenthalt in einem Familienhotel oder eine Privatunterkunft eine gute Alternative zu Hotelketten sein. Beim Trekking im Himalaya können Einheimische einen guten Einblick in die Region und die Kultur geben, und gleichzeitig auch Geld in die lokale Wirtschaft bringen. Trotzdem ist zu bedenken, dass nachhaltiger Tourismus kostspielig sein kann, was mit Fairtrade Produkten verglichen werden kann. Nachhaltiger Tourismus basiert deswegen auf wohlüberlegten Entscheidungen sowohl des Gastgebers als auch der Reisenden, unter Beachtung langfristiger Zielsetzungen.

Der Artikel von Zhamilya Zhukenova wurde im  Bulletin der DKWE (Diözesankommission für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit) veröffentlicht.

 

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