Im Rahmen einer Podiumsdiskussion des AAI Salzburg zum Thema „Christliche Wertedebatte“ am 19. Oktober 2017 wurden die aktuellen politischen Entwicklungen wie die Vereinnahmung von christlichen Werten durch rechte Parteien näher beleuchtet.

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Was passiert mit der Gesellschaft in einem Land, in dem Parteien wie die ÖVP „christlich-abendländische“ Werte als Leitkultur fordert und die FPÖ christliche Nächstenliebe – solange es sich um ÖstereicherInnen handelt – auf ihren Wahlplakaten propagiert?

Christliche Werte wie Nächstenliebe, Barmherzigkeit und allumfassende Liebe stehen im starken Kontrast zur Politik der beiden genannten Parteien. Unter dem Deckmantel von Tradition und Christentum wird eine neoliberale Politik der Ausgrenzung, des Sozialabbaus und der Schwächung von marginalisierten Personen wie MigrantInnen, Flüchtlingen, Alleinerziehenden und Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen vorangetrieben.

Instrumentalisierung von Religion

Kritik kommt nicht nur von linksliberaler Seite, sondern auch aus der christlich-katholischen Fraktion. Ein scharfer Kritiker ist der Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff, er prangert bei rechten Parteien wie der FPÖ und AfD die Instrumentalisierung des Christentums für ihre Agenda an. Das Christentum, so Hoff, verkomme dabei zu einem Kulturgut, welches das Trennende hervorhebt und in „wir“ und die „anderen“ unterscheidet. Der Begriff der Menschenwürde wird dabei stark politisch und geografisch einschränkend ausgelegt, sodass dieser nicht mehr für alle Menschen gleich gelten kann. Laut Hoff reduziert dieses Vorgehen Gott und seine allumfassende Liebe auf einen Nationalgott, der nur mehr für Menschen bestimmter Nationalität da ist.

Christlich geht anders

Auch die Plattform „Christlich geht anders“ stellt sich der Instrumentalisierung und einer fehlgeleiteten Wertedebatte entgegen. Sie sucht nach solidarischen Antworten auf soziale Fragen. Die politischen Entwicklungen in Österreich entfernen sich von der Vorstellung einer umfassenden Solidarität, die einen Zusammenhalt aller Menschen fördert. Stattdessen werden Grenzen gezogen, Sündenböcke gesucht und Unsicherheit und Angst geschürt.

Deshalb ist es umso wichtiger, dass ChristInnen aufstehen und sich an die Öffentlichkeit wenden, um einer Vereinnahmung der christlichen Religion durch rechte Parteien vehement entgegenzutreten.

Das Grundsatzstatement von „Christlich geht anders“ ist ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Darin bekräftigen die UnterzeichnerInnen ihre Solidarität mit Schwachen, bekennen sich zu Gottes- und Nächstenliebe als Zentrum des christlichen Glaubens und fordern einen aktiven Sozialstaat. Ein gerechtes und soziales Steuersystem und die Forderung nach einem guten Leben für alle in Frieden und sozialer Gerechtigkeit stehen im Mittelpunkt, getragen von Mut und Hoffnung.

Es braucht eine starke Positionierung  in der Öffentlichkeit von Seiten der Kirche und christlicher Organisationen gegen die Uminterpretierung christlicher Werte. Jede einzelne Stimme, die sich gegen die Vereinnahmung des Christentums  durch rechte Parteien und für eine Religion im Zeichen der Toleranz und Liebe stark macht, zählt!

 

 

 

 

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