Maniok in Afrika, Cassava in Asien und Yucca in Lateinamerika – die handtellergroße Wurzel heißt auf jedem Kontinent anders. „In Uganda essen wir Maniok meistens gebraten.“, erklärt Flavia, die Köchin des Abends. Neugierig beißen die Gäste in die unbekannte Speise. „Schmeckt fast wie Pommes!“, bemerkt ein Teilnehmer erstaunt.
Dazu gibt es Guacamole. Die Zubereitung der Knolle ist ein Kapitel für sich. Flavia schneidet unter den interessierten Blicken der Gäste die große Knolle in kleinere Stücke. Danach geht es ans Schälen. Unter der dunkelbraunen Schale kommt blendend weißes Fruchtfleisch zum Vorschein. Dieses gilt es im Anschluss noch von der obersten Schicht zu befreien. „Das garantiert, dass die Speise nicht bitter schmeckt.“, verrät Flavia das Geheimnis der Zubereitung.
Eine Feldfrucht bereit für den Klimawandel
„Bei uns relativ unbekannt, ist Maniok in vielen Ländern ein Grundnahrungsmittel und vom Speiseplan nicht wegzudenken. Vor allem in Ländern rund um den Äquator gedeiht sie prächtig.“, schildert die Bildungsreferentin des Afro-Asiatischen Instituts, Elisabeth Feldbacher, den BesucherInnen. Da sie kaum Wasser zum Wachsen benötigt, im Gegensatz zu Kartoffeln und Weizen, ist sie die ideale Feldfrucht für trockene Gebiete. Nach einer Wachstumsdauer von 18 Monaten kann die Wurzel geerntet werden. Trotzdem bleibt sie danach noch oft im Boden, da sie nach der Ernte relativ schnell verdirbt. Die Erde als Speisekammer.
Die Maniokwurzeln für den Export besitzen eine dünne Wachsschicht, die sie vor dem Verderben schützt. „Oft heißt es, Maniok sei im rohen Zustand giftig, das sehe ich nicht so“, bemerkt Flavia, „wenn jemand trotzdem Angst hat, kann die die Wurzel vor der Zubereitung ein paar Stunden in kaltes Wasser eingeweicht werden.“
Das gemeinsame Tun & Lernen steht im Vordergrund
„Unser Weltdinner ist weder ein Kochkurs noch handelt es sich um ein Restaurant“, erklärt Feldbacher, „vielmehr geht es um das gemeinsame Tun und Lernen.“ Während die TeilnehmerInnen unter der Anleitung der Köchin exotische Gerichte zubereiten, erklärt Franz Rest, Vorstandsmitglied der Österreichischen Berg- und Kleinbäurer_innenvereinigung Via Campesina, das Konzept der Ernährungssouveränität:
„Ernährungssouveränität ist das Recht von Menschen, über die Art und Weise der Produktion, der Verteilung und der Konsumption von Lebensmitteln selbst zu bestimmen. Sie ist das Recht zur demokratischen Gestaltung des eigenen Agrarsystems, ohne dabei anderen oder der Umwelt zu schaden.“
Ernährungssouveränität – ein Konzept für eine nachhaltige Zukunft
Aktuell ist dieses Recht wenig gegeben: Wenige mächtige Institutionen und Großkonzerne dominieren die Entscheidungsprozesse. Kleinbäuerliche Strukturen werden zerstört, Ungleichheit wird produziert. Profitversprechen wiegen schwerer als Nutzen und Qualität der Nahrungsmittel selbst. Dazu kommt, dass die industrielle Produktion von fossilen Treibstoffen und chemischen Hilfsmitteln abhängig ist. Die Begrenztheit der Ressourcen wie Boden und Wasser werden nicht anerkannt und Klimawandel und verschlechterte Arbeitsbedingungen sind die Folge.
Das Konzept wurde Mitte der 1990er-Jahre von der weltweiten Kleinbäuer_innen-Organisation La Via Campesina entwickelt und versucht, dem entgegen Gestaltungsspielräume für eine andere, ökologisch nachhaltige und sozial gerechte Zukunft anzueignen. Als Teil der Via Campesina kämpft auch die ÖBV für diesen fundamental hinterfragenden Paradigmenwechsel.
Unterstützung für internationale Studierende
„Mir gefällt am Weltdinner die Gemeinschaft und die Möglichkeit, von Menschen unterschiedlichster Kulturen etwas zu lernen. Auch der Nachhaltigkeitsaspekt ist mir wichtig.“, freut sich eine TeilnehmerIn über die gelungene Veranstaltung.
„Das AAI hat mich bereits während meines Masterstudiums „Innovation & Management in Tourism“ an der FH Salzburg finanziell und ideell in Form eines Stipendiums unterstützt. Nun gebe ich gerne etwas zurück, indem ich mein Wissen & meine Kochkünste vermittle. Das AAI bedeutet ein Stück Heimat für mich“, reflektiert Flavia.
Eine kulinarische Weltreise mit Maniok
Nach der Vorspeise aus Uganda wird gekochter Maniok mit gebratenem Gemüse und Erdnusssoße nach karibischer Art aufgetischt. Den krönenden kulinarischen Abschluss bestreitet eine Art Maniok-Kuchen mit Pudding nach philippinischer Rezeptur. Geschmacklich erinnert er etwas an Creme brulee.
„Dieses Rezept kannte ich vorher nicht. Mir gefällt es, internationale Rezepte auszuprobieren“, erklärt Flavia. Diese Vielfalt spiegelt die Einstellung des AAIs. „Wir wollen den Eurozentrismus überwinden und eine globale Denkweise etablieren. Auf niedrigschwellige Art und Weise trägt dieses Weltdinner mit Maniok-Gerichten aus Afrika, Asien und Lateinamerika dazu bei“, fasst Feldbacher das Ziel des Weltdinners zusammen.
verfasst von Elisabeth Feldbacher, Bildungsreferentin AAI Salzburg