Die Volksrepublik China hat sich eindrucksvoll zu einem der wichtigsten Geberländer in Afrika entwickelt. Die damit verbundene Einwirkung wird vor allem von westlichen Regierungen stark kritisiert. Unter dem Titel: Der Einfluss Chinas in Afrika bot Professor Belachew Gebrewold uns bei einem Vortrag am 22.03. eine genauere Einordnung des Wirkens Chinas. Professor Gebrewold absolvierte 1991 sein Diplom in Philosophical studies in Addis Abeba, Äthopien und ist heute vor allem am MCI und der Universität Innsbruck für internationale Politik tätig. Durch seine wissenschaftliche Expertise, welche er sowohl auf dem afrikanischen als auch auf dem europäischen Kontinent sammeln durfte, konnte er uns tiefe Einblicke in die Beziehungen zwischen China und Afrika geben. Dieser Beitrag soll den Inhalt des oben erwähnten Vortrags zusammenfassen, wobei ich noch einige weiterführende Aspekte ergänzt habe.

 

In dem vom Afro-Asiatischen Institut Graz organisierten Vortrag erklärt Professor Gebrewold, dass Afrika auf ausländische Investitionen angewiesen ist, um unter anderem seine Infrastruktur und Industrien auszubauen. Es hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass Chinas Gelder wesentlich schneller und unkomplizierter als westliche Unterstützungen auf dem Kontinent ankommen. Im Jahr 2020 waren 31% der Infrastrukturprojekte in Afrika von China finanziert, wohingegen nur 12% vom Westen ermöglicht wurden. Sieben Jahre zuvor waren die Verhältnisse genau umgekehrt. Dieser Trend soll sich aber in den nächsten Jahren genauso fortsetzten und die Investitionen durch China sollen 2040 300 Milliarden US-Dollar pro Jahr erreichen. Im Rahmen des Global-Gateway-Investitionspaket der Europäischen Unionmöchte Europa im Zeitraum zwischen 2021 und 2027 150 Milliarden Euro unter anderem in den ökologischen Wandel, die Digitalisierung und Gesundheit investieren. Jedoch muss man beachten, dass es sich um Investitionen und nicht um Handelsabkommen oder das Ankaufen von Dienstleistungen handelt. Eine nachhaltige Hilfe wäre es zu zeigen, wie man den Fisch selbst fängt, anstatt ihn immer weiter zu liefern.

Dabei ist China Afrikas größter Handelspartner. Chinesische Produkte sind nicht nur in der Infrastruktur zu finden, sondern sie sind auch bei den alltäglichen Konsumgütern nicht mehr wegzudenken. Afrika bildet also auch einen immer stärker wachsenden Absatzmarkt für China, wobei Afrika viele Komponenten für die Produktion, wie Öl und seltene Erden und weitere Rohstoffe liefert. Eine ähnliche Kritik gibt es auch an den Beziehungen zwischen Europa und Afrika, da die Wertschöpfung zu den größten Teilen nicht auf dem afrikanischen Kontinent passiert. Als gutes Beispiel dient Schokolade. Der durchschnittliche Kakao-Landwirt erhält nur 7% des Verkaufspreises einer Tafel Schokolade, da die Produktion und der Vertrieb so gut wie ausschließlich auf dem westlichen Markt stattfinden. China baut hingegen auch Fabriken in Afrika auf. Nun kann man argumentieren, dass die Inhaber*innen meist Chines*innen sind und deshalb das Geld auch aus dem Land fließt. Jedoch werden in den Fabriken meist ausschließlich Einheimische angestellt, welche aber nicht besonders gut verdienen. Dürfen wir also die Investitionen positiv beurteilen? Nein, denn einen positiven Einfluss auf den Wohlstand der heimischen Bevölkerung kann man nicht feststellen. Darüber hinaus müssen die Einheimischen die harten Arbeiten verrichten und die chinesischen Arbeiter*innen dienen lediglich zur Überwachung.

Schauen wir uns neben dem wirtschaftlichen, auch den kulturellen Einfluss Chinas in Afrika etwas genauer an. Professor Gebrewold erklärte, dass im Jahr 2004 das erste Confucius Institut in Seoul, Südkorea gegründet wurde. Nur ein Jahr später konnte man auch schon eines in Kenia finden. Das dem chinesischen Bildungsministerium unterstehende Institut, dass zur Aufgabe hat, die chinesische Kultur und Sprachen zu vermitteln und deren Austausch zu fördern, kann mit den deutschen Goethe Instituten, dem französischen Pendant Institut francais oder dem spanischen Instituto Camoes verglichen werden, welche allesamt den nationalen Außenministerien unterstellt sind.  In Afrika gibt es im Jahr 2019 bereits 48 solcher Zentren. China besitzt nach Frankreich die meisten Kulturinstitute in Afrika. Aufgrund dieser Entwicklung kann man in vielen Schulen und Hochschulen Chinesisch Unterricht finden. In Kenia, steht nun neben Französisch, Arabisch und Deutsch auch Mandarin in dem Schulcurriculum. Der Professor Russel Kaschula, welcher an der Rhodes Universität in Südafrika lehrt, sagte eins, dass es naiv von den Afrikaner*innen wäre, kein Mandarin zu lernen, da China der wichtigste Handelspartner für die meisten Staaten auf dem afrikanischen Kontinent sei. Der kulturelle Einfluss ist also auch mit wirtschaftlichen Interessen zu begründen.

Nichts desto trotz müssen wir die Investitionen und Kreditvergaben kritisch hinterfragen. Genauso, wie wir Europäer*innen für Jahrhunderte den afrikanischen Kontinent ausgebeutet und für bis heute irreparable Schäden gesorgt haben, tragen die chinesischen Pläne nicht zu einer nachhaltigen Entwicklung bei. Durch immer tiefer wachsende Abhängigkeiten von China, werden die eigenen Interessen der afrikanischen Bürger*innen weniger gehört. Darüber hinaus müssen wir uns im Klaren sein, dass die Einhaltung der Grund- und Menschenrechte und der demokratische Staatsgedanke nicht von dem chinesischen Regime eingefordert werden. Es ist tatsächlich eher das Gegenteil der Fall. Durch diese Praktiken gelingt es korrupten Regimen an der Macht zu bleiben und die Menschenrechtslagen nicht zu verbessern. Wir alle, Staaten, Investor*innen und Wähler*innen, müssen endlich anfangen mit unserer egoistischen und selbstübereinschätzenden Haltung gegenüber der Bürger*innen Afrikas Schluss zu machen. Wenn es uns wirklich wichtig ist eine Entwicklung voranzutreiben, welche Selbstbestimmung für die Menschen vor Ort bedeutet, müssen wir uns auf Augenhöhe begegnen und dort investieren, wo es zu einem Ausbau und einer Stärkung der heimischen Märkte kommen kann. Fördern und fordern wir Bestrebungen, wie das Lieferketten-Gesetzt, weiter ein, damit es nicht zu ähnlichen kolonialen Zuständen der letzten Jahrhunderte kommen kann.

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