Seine Nachbarn hielten ihn zunächst für verrrückt. Vor 40 Jahren gab Yacouba Sawadogo seine drei gutgehenden Markstände auf, um der Dürre den Kampf anzusagen. Heute ist Sawadogo eine Berühmtheit und ein Vorbild in seinem Heimatland Burkina Faso. Umso mehr freuten wir uns, dass Sawadogo an unserem Filmgespräch teilnahm.
Wir konnten es zunächst gar nicht glauben, als Sawadogo seine Teilnahme an unserem Filmgespräch am 18. Dezember 2020 zusagte. Schließlich wurde der mittlerweile knapp 80-Jährige nur eine Woche zuvor vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) mit dem „Champions of the Earth Award“ ausgezeichnet. Der Award ist der höchste Umweltpreis, den die Vereinten Nationen vergeben.
Sawadogo schaltete sich aus einem Internet-Café in Gourga im Norden von Burkina Faso zu. In der Umgegbung hat er in den letzten 40 Jahren ein blühendes Paradies erschaffen. Auf einer 15 Hektar großen Fläche, die Ende der 1970-er Jahre als völlig unfruchtbar galt, wachsen heute 60 verschiedene Bäume und Sträuche.
Spätestens seit der Dokumentation ‚The Man Who Stopped the Desert“ des britischen Filmemachers Mark Dodd gilt Sawadogo als Legende. Wir waren sehr dankbar, dass wir den großartigen Film eine ganze Woche lang dreimal am Tag auf FS1 ausstahlen konnten. Und noch mehr freuten wir uns, dass sich auch Mark Dodd zu unserem Filmgespräch zuschaltete.

Rückbesinnung auf die Wurzeln
Doch was ist nun das Erfolgsgeheimnis von Yacouba Sawadogo? Der Landwirt besann sich auf das Wissen seiner Vorfahren und beschäftigte sich intensiv mit der traditionellen Anbautechnik Zaï. Dabei werden Löcher in den harten Boden gegraben, in denen sich während der Regenzeit Wasser sammelt und der Aussaat Feuchtigkeit spendet.
Sawadogo hat das Zaï-System entscheidend weiterenwickelt. Er gräbt größere Löcher und füllt sie mit Kompost auf, um die Feuchtigkeit besser speichern zu können. Die Qualität des Komposts wird durch den Einsatz von Termiten erhöht. Niedrige Steinreihen regulieren den Wasserfluss während der Regenzeit, damit das Oberflächenwasser besser aufgenommen werden kann.
2018 hat er für seine Verdienste den „Right Livelihood Award“ erhalten, der bei uns besser als „Alternativer Nobelpreis“ bekannt ist. Völlig zu Recht: Denn nach Angaben von Le Monde Diplomatique wird die von Sawadogo entwickelte Technik in der Zwischenzeit von hunderttausenden Bauern in der Sahelzone angewendet. In Burkina Faso und den Nachbarstaaten Niger und Mali wurden dadurch Millionen Hektar Ödland in fruchtbare Gebiete verwandelt.
Hier könnt Ihr die Aufzeichnung des Online Talks anschauen:
Attraktives Land weckt Begehrlichkeiten
In der Dokumentation ‚The Man Who Stopped the Desert“ streut der Geograf Chris Reij von der Freien Universität in Amsterdam Sawadogo Rosen: „Yacoubas Alleingang hat einen größeren Effekt für den Boden- und Wasserschutz im Sahel erzielt als alle nationalen und internationalen Forschungsprogramme zusammen.“
Nicht nur das: Yacouba Sawadogo hat mit seinem Ansatz für Ernährungssicherheit gesorgt und damit auch ein Rezept gegen die Migration gefunden. Während der Hungersnot im Sahel in den 1970-er und 1980-er Jahren wanderte ein Viertel der Dorfbevölkerung im nördlichen Burkina Faso in die Städte ab. Laut Chris Reij hat seit Einführung des verbesserten Zaï-Systems im Jahr 1985 keine Familie mehr die Region verlassen.
Doch wo viel Licht ist, fällt auch Schatten. Das einstige Ödland ist durch Sawadogos Einsatz wertvoll geworden. Das weckt Begehrlichkeiten: Teile wurde als Bauland freigegeben – Bäume wurden gefällt, Häuser errichtet. In unserem Filmgespräch erklärt Sawadogo, dass er gerne eine Mauer oder einen Zaun bauen möchte, um das Land zu schützen.
Das gefällt offenbar einigen nicht: Zu Jahresbeginn erreichte uns via Facebook die traurige Nachricht von Mark Dodd, dass ein halber Hektar von Sawadogos Wald niedergebrannt wurde. Wer hinter der Brandstiftung steckt, ist noch nicht geklärt.
Saddened to report tragic news from Burkina Faso…the forest of Yacouba Sawadogo has been set on fire. The damage is…
Gepostet von 1080 Film and Television am Freitag, 1. Januar 2021
Titelbild: 1080 Film