In der letzten Zeit bekommt das Thema „Umwelt“ mehr und mehr Aufmerksamkeit in der ganzen Welt. Man organisiert Klima-Demonstrationen, Spendenaktionen für Natur- und Tierschutz, produziert nachhaltige Produkte und pflegt nachhaltiges Leben. Die Nachhaltigkeit ist über den Rahmen der Ökologie hinausgegangen und findet ihre Anwendung in jedem Bereich des menschlichen Lebens. Den Islam hat dies auch berührt. Es ist die Zeit für das radikale Umdenken. Es ist die Zeit für den grünen Islam.
Was heißt Öko-Dschihad?

Am 5. Dezember hatten die Teilnehmer*innen eine tolle Gelegenheit, nachhaltige Bestrebungen islamischer Traditionen bzw. neuer Bewegungen kennenzulernen. Dies wurde durch die Buchpräsentation der Islamwissenschaftlerin und Religionspädagogin Ursula Kowanda-Yassin, die 1975 in Beverley (GB) geboren und im Salzburger Land aufgewachsen ist, ermöglicht. Bei der Vorstellung ihres Buches „Öko-Dschihad“ erklärt sie, warum sie diese Umweltbewegung als solches bezeichnet hat. Meistens fällt einem beim Wort „Dschihad“ der Heilige Krieg ein, welcher mit der Ökologie offensichtlich nichts zu tun hat. Jedoch wird unter „Dschihad“, in der rein juristischen Theologie, die Anstrengung für eine nützliche Angelegenheit verstanden. Und in Verbindung mit der Ökologie bedeutet dieser Begriff den umweltethischen Einsatz des Individuums für die Erhaltung von Natur und Schöpfung.
Theologisch gestützte Legitimation aus dem Koran und der Sunna
Die Anweisungen, sich um die Umwelt zu kümmern und sie zu schützen, findet man im Heiligen Buch der Muslime und in der Überlieferungstradition über den Propheten Muhammad. Seinem Vorbild, das bedeutet schlicht zu leben, rational zu konsumieren und an die Geschöpfe zu denken, sollte jede*r Muslim*e folgen. Er ermahnte damals die Leute, dass Wasser für die rituelle Waschung vor dem Gebet sparsam zu gebrauchen sei. Außerdem hat er immer die Menschen auf das gute und ethisch-richtige Verhalten aufmerksam gemacht. Dies sind die Fragen des fairen Zusammenlebens und Umgangs mit der Familie und Nachbarschaft. Was den Koran angeht, so findet man in den Versen die Anweisungen zum Flora- und Tierschutz (Koran 80: 24-32, Wassergebrauch (Koran 30: 24), zur richtigen Landnutzung usw. Aus den beiden wichtigen Quellen islamischer Traditionen lässt sich zusammenfassen: „Muslime sollen generell genügsam leben und nicht übertreiben. Weder in der Ernährung, im Konsum, noch in sonst irgendeinem Bereich. Der Weg der Mitte in allen Dingen wird empfohlen“ (Kowanda-Yassin 2018: 38).
Die Projekte im Rahmen der globalen islamischen Umweltbewegung
Kowanda-Yassin weist auf verschiedene ökologische Projekte muslimischer Initiativen hin. Eine dieser Initiativen ist die britische Jugendorganisation „Made“. Sie beschäftigen sich mit verschiedenen ökologischen Fragen, auch mit dem optimalen Wassergebrauch. So setzen sie sich gegen in Flaschen abgepacktes Wasser ein und empfehlen Leitungswasser zu trinken. Dies spart Transportwege und Transportkosten. Theologisch wird es damit legimitiert, dass Wasser Gnade Gottes ist. Es ist eine Ungerechtigkeit den Menschen gegenüber, Wasser in Flaschen zu verkaufen.
Die weitere Initiative ist Nour energy, welche sich für grüne Moscheen engagiert. Sie bauen Solaranlagen in den Moscheen an, sodass alternative Energien verwendet werden können. Aus der Sicht der Religion ist die Moschee heilig. Da Muslime überall auf der Erde beten können, heißt es, dass die ganze Erde heilig ist. Deswegen ist es wichtig, die ganze Erde sowie Moscheen sauber und ordentlich zu halten.

Kowanda-Yassin erzählt weiter über zwei junge holländische Muslime, die eine grüne Pilgerfahrt nach Mekka (Umra) erfolgreich unternommen haben. Sie sind aus den Niederlanden nach Mekka mit zwei Holzfahrrädern gefahren. Mal regnete es stark, mal gingen die Fahrräder kaputt. Obwohl sie auf ihrem Weg auf viele Schwierigkeiten gestoßen sind, wollten sie ihr Ziel erreichen und eine grüne Spur hinterlassen. Die Freude über die gelungene Reise hat nicht lange gedauert, weil sie in der Stadt viel Plastik entdeckt haben, vor allem auf dem Berg Hira. Nämlich dies war der Grund, warum sie sich für diese grüne Pilgerfahrt entschieden haben. Einer der Radfahrer war schon einmal in Mekka und war dort von der katastrophalen Verschmutzung durch die Pilger*innen entsetzt. Daher wollte er mit seinem Freund eine vorbildliche Unternehmung machen und nachhaltig sowie sauber nach Mekka den Hadsch vollbringen. Da sie über ihre Reise aktiv im Facebook berichtet haben wurden u.a. auch der berühmte Fernsehsender Al Jazeera auf sie aufmerksam. So konnten sie viele Menschen inspirieren und dazu bringen, sauberer zu pilgern. Zusammen mit den anderen Volontären haben sie viel Müll auf dem Berg Hira gesammelt und ihn erfolgreich entsorgt.
Der grüne Islam – Inspiration für Muslime
Die Islamwissenschaftlerin sagte zum Schluss, dass solche Initiativen und Projekte auf kreative Weise zeigen, wie groß das Engagement eines Menschen sein kann, die Umwelt zu schützen und die Erde als Lebensraum für andere Generationen zu bewahren. Über weitere Projekte und Organisationen kann man sich in ihrem Buch erkundigen.