Im Rahmen eines Vortrags am AAI Salzburg erfuhren wir aus erster Hand über die Palmölindustrie in Malaysia, das Land, das nach Indonesien weltweit am meisten Palmöl produziert.

Ein Gewinn für die Wirtschaft

Für Malaysia ist Palmöl ein wichtiger Wirtschaftszweig und macht mit 43% den größten Anteil der malaysischen Landwirtschaft am BIP aus. Exportiert wird das Palmöl hauptsächlich in Länder wie China, Indien und die Türkei, wobei die EU der zweitgrößte Importeur des Pflanzenöls ist.

International agierende Konzerne wie Unilever, Procter & Gamble, Nestle, McDonalds und Ferrero verwenden Palmöl in großen Mengen für Lebensmittel, Putzmittel und Kosmetika. Palmöl landet aber nicht nur als billiges Öl in Nutella, sondern auch im Tank. Und das in Form von Agrotreibstoffen, irreführenderweise oft als Biotreibstoffe bezeichnet. Mit Nachhaltigkeit im engeren Sinne oder gar biologischer Produktion hat Treibstoff aus Palmöl wenig zu tun. Sechs große Palmölproduzenten gibt es in Malaysia, der Großteil davon sind private Unternehmen, einige sind auch in staatlicher Hand.

Warum finde ich Palmöl in so vielen Produkten im Supermarkt?

Palmöl wird aus der Ölpalme gewonnen, die Produktivität ist 6-10 mal höher als andere Ölsaatpflanzen wie Raps, Soja, Olive oder Sonnenblumen. Die steigende Nachfrage nach Pflanzenölen wird zu einem großen Teil durch Palmöl bedient. In den letzten 20 Jahren hat sich die Nachfrage verdoppelt.

Das eigentliche Problem ist nicht die Pflanze selbst, sondern ihr Anbau in Monokulturen unter Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln. Dafür wird wertvoller Regenwald gerodet, „die grüne Lunge der Erde“ mit seiner hohen Biodiversität und Heimat von vom Aussterben bedrohte Tierarten wie Orang-Utans und Elefanten. Dazu kommt die Vertreibung der lokalen Bevölkerung von ihrem Land. Ihrer Lebensgrundlage beraubt, sind die Menschen oft gezwungen, zu niedrigen Löhnen auf den Plantagen arbeiten.

Die negativen Auwirkungen der Brandrodungen auf Mensch & Umwelt sind weithin bekannt, weniger weiß man hingegen über die negativen Auswirkungen bei der industriellen Verarbeitung.

Nach der Ernte sind komplexe Verfahren nötig, um aus den frischen Palmfruchtbündeln Palmöl sowie Palmkernöl zu gewinnen. Dabei entstehen große Mengen an Abwässern und klimaschädlicher Gase. Die Gase könnte man zur Gewinnung von Elektritzät verwenden, indem man Biogasanlagen baut. Das passiert bis jetzt in Malaysia nur zu einem kleinen Teil. Der Großteil der Überreste nach der Pressung wird verbrannt, obwohl ein riesiges Potential in ihm steckt. Man kann daraus Dünger, Dämmstoffe, Baumaterial oder Energie gewinnen.

2004 wurde der „Runde Tisch für Nachhaltiges Palmöl“ gegründet, mit dem Ziel, die Palmölproduktion nachhaltiger zu gestalten. Jedoch sind die Standards dort nur Mindeststandards, die zudem  freiwillig sind und oft gar nicht eingehalten werden.

Was hat das jetzt mit mir zu tun?

Jede und Jeder von uns konsumiert Palmöl auf die eine oder andere Weise, sei es am Teller oder im Tank und trägt somit zur Abholzung von Regenwald und Umweltzerstörung bei.

Was kann ich machen?

Den Konsum von Lebensmitteln mit Palmöl (Fertiggerichte, Kekse, Knabbergebäck) so weit es geht vermeiden und die Zutatenliste gut lesen. Wichtig ist es, Transparenz von Unternehmen und der Politik zu fordern, um in Zukunft auch eine Kennzeichnung für Kosmetika und Haushaltsmittel zu erreichen. Seit es in der EU eine Kennzeichnungspflicht für Palmöl  in Lebensmitteln gibt, ist deren Verbrauch in Österreich zurückgegangen.

 

 

 

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