Jährlich werden pro Kopf rund acht Kilogramm Schokolade in Österreich verzerrt (Quelle). Den Kakaofarmer*innen in Afrika bleibt in der Regel nur ein Bruchteil des Verkaufspreises. Die Dokumentation Decolonize Chocolate 2, die am 24. März 2022 um 17:00 Uhr am Afro-Asiatischen Institut gezeigt wird, berichtet von der Errichtung der ersten Bio-Schokoladenfabrik in Westafrika und wie sich dadurch die Wertschöpfung im Ursprungsland Ghana vervierfacht hat. Julia Gause, Managing Director Europe bei fairafric, wird im Anschluss an die Filmvorführung von ihren Eindrücken und Erfahrungen in Ghana berichten.

Fünf bis sechs Millionen Kleinbäuer*innen in Afrika, Asien und Lateinamerika verdienen mit dem Anbau von Kakao ihren Lebensunterhalt (Quelle). Etwa 70 Prozent der weltweiten Kakaoproduktion stammen aus Westafrika – allerdings wird nur ein Produzent der Schokolade auch tatsächlich dort produziert.

fairafric setzt auf 100 Prozent made in Africa

Das deutsch-ghanaische Startup fairafric ist angetreten, um diese strukturelle Ungerechtigkeit zu beheben: 2016 gegründet, wurde 2020 in Ghana die erste solarbetriebene Bio-Schokoladenfabrik in Westafrika eröffnet.

Mitarbeiter*innen in der Schokoladenfabrik in Amanase (Bild: fairafric)

Die Schokoladenfabrik in Amanase liegt knapp 60 Kilometer nördlich der Hauptstadt Accra. In der Fabrik sind 85 Mitarbeiter beschäftigt. Ihr Gehaltspaket beinhaltet zum einen eine deutliche höhere Bezahlung, als es der ghanaische Mindestlohn vorsieht, zum anderen eine Krankenversicherung und Rentenvorsorge. Außerdem wurde unter dem Dach der Fabrik eine Chocolaterie-Schule eingerichtet, in der Ausbildungsplätze für junge Menschen geschaffen werden.

Auch die Kakaobauern in der Region profitieren von der Verarbeitung am Ursprung. Derzeit liefern rund 860 Bio-Farmer ihren Kakao an die Fabrik. Im Gegenzug erhalten sie mit 600 US-Dollar pro Tonne die höchste Kakaoprämie in ganz Afrika. Die Produktionsphilosophie – vom Anbau bis zur Verpackung entsteht alles vor Ort – erhöht die Wertschöpfung für die Menschen in Ghana enorm: Im Vergleich zum Kakao, der zur Weiterverarbeitung nach Europa exportiert wird, ist sie vier Mal so hoch.

Ungleichheit als koloniales Erbe

Das Afro-Asiatische Institut zeigt am 24. März 2020 aum17:00 Uhr die Dokumentation Decolonize Chocolate 2, die vom Bau der Schokoladenfabrik in Amanase und den positiven Veränderungen für die Menschen vor Ort berichtet. Im Anschluss an die Vorführung wird Julia Gause, Managing Director Europe bei fairafric, von ihren Eindrücken und Erfahrungen in Ghana berichten.

Der Eintritt ist kostenlos, um Anmeldung unter 0662 841413-13 bzw. office@aai-salzburg.at wird ersucht.

Der Film ist die Fortsetzung von Decolonize Chocolate, der bereits 2019 in die Kinos kam und die Arbeit von fairafric in Ghana unter die Lupe nahe. Der Titel nimmt Bezug auf das Ungleichgewicht in der Schokoladenindustrie, die während der Kolonialzeit entstanden ist.

Dier ersten Kakaobäume in Afrika wurden 1822 in der damaligen portugiesischen Kolonie São Tomé und Príncipe kultiviert. 1895 sind die Inseln zum größten Kakaoproduzenten der Welt aufgestiegen und exportieren eine Million Kilogramm Kakao zur Weiterverarbeitung an Abnehmer in Großbritannien, den USA und anderen Ländern.

Der Aufstieg von São Tomé und Príncipe zum Weltmarktführer im Kakaoanbau ging auf Kosten der Produzenten, die zunächst als Sklaven und später als Zwangsarbeiter auf den Plantagen schuften mussten. Und auch heute noch bleibt Kakaobauern in Afrika in Regel nur ein mickriger Anteil an der Wertschöpfung. Vom Preis, den Konsumenten hierzulande für eine Tafel Schokolade bezahlen, kommen nur etwa sechs sieben Prozent bei den Farmern an (Quelle).

Titelbild: Die Kakaoproduzent*innen in Ghana erhalten von fairafric die höchsten Prämien. (Bild: fairafric)

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